History

Alte Donau illustration.

Kaisermühlen – von der Hafenstadt zum Gemeindebau

Kaisermühlen illustration.

Bis 1875, damals floss die Donau noch völlig unreguliert, befand sich Kaisermühlen am rechten Ufer eines Hauptarmes. Hier wohnten vor allem Fischer, Flößer und die Betreiber der Schiffmühlen, woher, wie Sie schon vermuten werden, der Name der Gemeinde stammt. Gründe für diese Ansieldung lassen sich 45 Jahre zuvor finden: Zu dieser Zeit wurde im Bereich des heutigen Gänsehäufels nämlich eine Dampfschiffstation errichtet, wodurch Kaisermühlen enorm an wirtschaftlicher Bedeutung gewann. Bei der Eingemeindung im Jahr 1850 wurde Kaisermühlen ein Teil des neuen 2. Wiener Gemeindebezirkes Leopoldstadt. Doch die größte Veränderung folgte nach der Donauregulierung.

Nach dieser Regulierung befand sich Kaisermühlen plötzlich am linken Ufer der Donau. An der nun stehenden „Alten Donau“ ließen sich die Schiffmühlen natürlich nicht mehr betreiben. Aufgrund der Industriellen Revolution waren diese jedoch ohnehin zunehmend bedeutungslos geworden, womit sie bald völlig vom Landschaftsbild verschwanden. Die, erst wenige Jahrzehnte zuvor errichtete, Dampfschiffstation musste an das stadtseitige Ufer des neuen Hauptstromes verlegt werden, wodurch die vielen Gastronomen und Fuhrwerker in Kaisermühlen ihre Einnahmequelle verloren. Das Gebiet wurde in Folge rasterförmig mit „Zinskasernen“ (Mietwohnhäusern mit geringem Standard) verbaut, einige Flächen fielen in die Hände von Industriebetrieben.

Um die Jahrhundertwende fuhr erstmals eine Straßenbahn über die Wagramer Straße und die Reichsbrücke, womit der Rand Kaisermühlens erstmals an den öffentlichen Verkehr angebunden war.

In Kriegszeiten war Kaisermühlen, mit den vielen neu entstandenen großen Gemeindebauten, einer der wichtigsten Schauplätze der Februarkämpfe 1934. Nach dem Anschluss 1938 wurde der Bezirk im neuen Groß-Wien zum 21. Bezirk, Floridsdorf transferiert. Erst 1954 bildete Kaisermühlen, mit sieben weiteren ehemaligen Gemeinden, den 22. Bezirk Donaustadt.

Etwa ein halbes Jahrhundert später wurde an der Wagramer Straße die U-Bahn-Station Kaisermühlen eröffnet.

Die Alte Donau – Ein Erholungsgebiet ensteht

Alte Donau illustration.

Wie die Alte Donau entstanden ist, wäre somit bereits geklärt. Vor dieser umfangreichen Regulierung verzweigte sich die Donau noch in viele einzelne Arme und Gerinne und bildete somit ein weites, wildes Augebiet. Das sollte sich schnell ändern, Wien wurde zur Badestadt. Heute unterteilt sie sich in zwei Teile, die miteinander verbunden sind: Die Obere Alte Donau (von der Floridsdorfer Brücke bis zur Kagraner Brücke) und die Untere Alte Donau (von der Kagraner Brücke bis zur Praterbrücke). Der Floridsdorfer Arm, jüngster Arm der Donau, ist seit der Donauregulierung gänzlich vom Wasserzufluss abgeschnitten und wird nur noch durch Grundwasser gespeist.

Die Alte Donau ist mittlerweile zum Erholungsgebiet geworden und ist ein beliebtes Freizeit- und Badeareal. Entlang des Ufers entstanden zahlreiche Strandbäder, unter anderen das schon erwähnte Gänsehäufel.

Die umliegenden Hochhäuser (Donau City, UNO-City) sorgen für eine besondere Badelocation, verlangen Seglern, durch die Entstehung tückischer Winde, jedoch des öfteren ihr ganzes Können ab.

Baden und Schwimmen in Wien – damals ein Vergehen

Schwimmen illustration.

Obwohl in der Vergangenheit nur wenige Wiener schwimmen konnten, war das Baden in den verschiedenen Donauarmen eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Nicht sehr verwunderlich ist dadurch, dass die Zahl der Ertrunkenen überaus hoch war. 1633 wurde deshalb von der Regierung Niederösterreichs (das Gebiet war damals noch Bestandteil von Niederösterreich) verordnet, dass das Baden in der Donau ab sofort nicht länger erlaubt war. Für die Obrigkeit war öffentliches Baden ohnehin unsittlich, sündhaft und verursachte ihrer Meinung nach Krankheiten. Und dagegen musste immerhin vorgegangen werden.

Etwa 100 Jahre später erließ die NÖ Landesregierung eine weitere Verordnung, laut der Personen, die beim öffentlichen nackt baden „erwischt“ wurden, die Kleidung beschlagnahmt werden sollte. Elf Jahre später drohte für dieses Vergehen sogar die Zuchthausstrafe. 1752 gipfelte Badeverbot in Absurdität. Zu dieser Zeit erwartete Personen, die ins Wasser sprangen, zusätzlich die Prügelstrafe oder eine Auspeitschung.

Völlig anders war kurioserweise die Einstellung der Obrigkeit gegenüber Freibädern. Diese wurden zum Teil sogar von ihnen selbst erbaut und betrieben. Vorteil dieser Bäder war immerhin, dass man hier die Badenden unter Kontrolle hatte. Die Geschlechter waren getrennt, sittsam gekleidet und das Risiko zu ertrinken war beseitigt. Dem Staat konnten also keine Arbeitskraft und kein Soldat durch Ertrinken verloren gehen.

Durch die Donauregulierung, und das Entstehen von vielen Strandbädern, verschwanden diese Freibäder jedoch schnell von der Bildfläche und wurden durch Neubauten ersetzt. Eines der neuen Bäder war das Länderbankbad. Es wurde 1953 errichtet und 1991 umbenannt in „Sportanlage der Bank Austria AG“ – heute unser UniCredit Center Am Kaiserwasser.

Eiswerkstraße

Zum Abschluss noch geschichtlich Interessantes zur Adresse des UniCredit Center Am Kaiserwasser.

Die Eiswerkstraße wurde 1966 nach den „Wiener Eiswerken“, die einst am Ufer der Alten Donau ein Eiswerk betrieben haben, benannt. Eiswerke ernteten im Winter Natureis, lagerten dieses ein und belieferten – vor der Erfindung von Kältemaschinen – Brauereien, Gaststätten, Haushalte, Molkereien und ähnliche Abnehmer mit Stangeneis zu Kühlzwecken.